Gastbeitrag: Digitalisierung im Jahr 2018
Digitalisierung ist heute in aller Munde. Doch was bedeutet das konkret? Die Antwort ist einfach: Die Industrie geht ihren nächsten Entwicklungsschritt. In der Wertschöpfung wird auf Basis robuster und schlanke Prozesse, automatisierter Fertigungseinrichtungen und einer intensiven Kommunikation entlang der Supply Chain nun eine konsequente Vernetzung aller Beteiligten realisiert.
Industrie 4.0 ist hier das Stichwort: über die klassische physische Supply Chain wird eine digitale Supply Chain gelegt – und in Echtzeit verzahnt. Sie erlaubt es, die Wertschöpfung optimal zu steuern und zu konfigurieren: schnell, kostengünstig und flexibel mit kleinen Losgrößen. Hoher Lieferservice und optimale Kosten sind das Ziel. Was die Produktseite selbst anbelangt, so bewirkt die Digitalisierung ein Verschmelzen klassischer Produktangebote mit digitalen Services. „Predictive Maintanance“ in der Instandhaltung oder „Fahrerassistenzsysteme“ im Auto sind beispielhaft genannt. Es entstehen also neue Leistungsangebote – intelligent und komplex in ihrer Ausführung.
Jede Menge Veränderungen im Einkauf
Die Veränderung von Produkten und Wertschöpfung bringt auch Veränderungen für den Einkauf mit sich. Dort ist heute die digitale Arbeit bereits Standard. Die durchgängige informatorische Vernetzung und das intelligente Arbeiten mit großen Datenmengen ist allerdings in dieser Form noch kein Arbeitsalltag. Hier stellen sich komplett neue Fragen: Wie können Marktdaten genutzt werden, um den Wettbewerb effektiv und effizient zu gestalten? Wie ist das Lieferantenmanagement zu verändern, damit datenintensive Industrie-4.0-Netzwerke wirklich entstehen? Was bedeutet die engere Vernetzung mit den Lieferanten für den Daten-, Patent- oder Markenschutz? Wie nutzt der Einkauf Business-Intelligence-Lösungen, um wirtschaftliche Potenziale zu identifizieren und zu nutzen? Wie verändern sich die Märkte durch die Digitalisierung, und was bedeutet das für gegenseitige Abhängigkeiten?
Diese exemplarischen Fragestellungen machen deutlich, was auch im Einkauf ansteht: Zum einen gilt es, die eigenen Arbeitsprozesse durch digitale Möglichkeiten weiter zu optimieren. Die nächste Stufe von Procure to Pay, etwa mit dynamischen Preisfindungssystemen, ist das Stichwort. Wer aber hier stehenbleibt, greift zu kurz. Der Einkauf muss die sich verändernden Marktbedingungen verstehen und sein Verhalten darauf anpassen. Einige Materialgruppen werden im Einkauf schwieriger, andere einfacher. Das ganze Marktverhalten gehört auf den Prüfstand. Marktanalytik und Marktverhalten sind also neu zu kalibrieren. Auch da kann die Digitalisierung den Einkauf neu unterstützen, etwa mit mit Werkzeugen aus den Bereichen „Business Analytics“ oder „Business Intelligence“. Digital untersetztes Know-how befähigt dann den Einkäufer zu richtigem Marktverhalten. Er kann als Mensch optimal entscheiden und handeln. Denn eins gilt weiter: In den entscheidenden Aufgaben bleibt der Einkauf bei aller Digitalisierung ein People Business und der Mensch der Faktor, der den Unterschied macht. Er nutzt die Digitalisierung als Werkzeug für den eigenen Erfolg.
Mehr zu Herrn Prof. Dr. Bräkling erfahren Sie auf der Webseite der HS Konstanz.